„Die Sage vom Pfaffenkreuz“-
Bericht von der Winterwanderung mit Rotraut Völlm

Sonntag mittag, 14 Uhr. Klare Luft, die Sonne taucht die Landschaft in wunderbares Licht. Fast könnte man meinen, es wird Frühling. Wäre da nicht der kalte Wind, der uns an den Winter erinnert.

Rotraut Völlm begrüßt uns Winterwanderer. Sie steht vor einer wunderbaren Kulisse, mit weiter Sicht nach Süden hin zu den Streuobstwiesen. Es ist ihr 17. Winterspaziergang. Nur einmal fiel er aus, im Jahr des Sturms Lothar. Schon eine richtige Institution ist er geworden. Was sie uns dieses Jahr erzählen wird?
Winterwanderung mit Rotraut Völlm: Unterm Birnbaum mit Blick auf das Pfaffenkreuz, Foto: TG

Erste Station: ein Birnbaum auf der Anhöhe, 346 m hoch. Eine großartige Rundumsicht eröffnet sich uns. Nach Norden zum Stromberg, nach Osten in den schwäbisch fränkischen Wald. Das Windrad des Grünen Heiner  und der Fernsehturm erscheinen heute ganz nah. Wir blicken auf die Talmulde zwischen Hemmingen und Schöckingen, „das Pfaffenkreuz“. Rotraut Völlm erzählt uns dazu folgende alte Geschichte:

Es waren einmal zwei Ritter, ein Hemminger und ein Nippenburger. Sie ritten über die Hemminger Gemarkung. Es war Erntezeit und ein Bauer und seine Frau schnitten das reife Getreide. Der Hemminger überitt die Frau. Schwer verletzt konnte sie noch weggetragen werden, erlag aber kurz darauf ihren Verletzungen. Aufgebracht wollten die Bauern sich rächen. Der Pfarrer aber wollte weiteres Unheil verhindern. Er stellte sich am nächsten Tag dem Hemminger Ritter in den Weg, um mit ihm zu reden. Zornig erschlug dieser ihn mit dem Schwert. Die Bauern begruben ihren Pfarrer an der Stelle seines Todes und errichteten ihm ein Holzkreuz. Noch heute heißt die Stelle „das Pfaffenkreuz“.

Gut dass wir in unserer Zeit leben, denke ich, und nicht damals. Rotraut Völlm erzählte uns nicht nur diese Sage aus alter Hemminger Zeit. Sie wusste auch viel über den Baum des Jahres, die Traubeneiche. Aber ist eine andere Geschichte, und die erzähle ich das nächste mal.