Müll ist ein Fremdwort-
Besuch des Archäopark Vogelherdhöhle, Bericht
Baden-Württemberg, 32.000 Jahre before present. Juni,
15 Grad. 10 Gänsegeier suchen Thermik in der sich
langsam erwärmenden Luft. Die kleine Gruppe von 15
Personen wärmt sich am Feuer, das sie mit Hilfe von
Feuerstein und Zunder angezündet haben. Ab heute geht
es Ihnen gut, denn gestern haben sie ein Mammut erlegt.
2 Monate wird es sie ernähren. Alles verwerten sie
dabei. Das gute Fleisch, gebraten am Feuer, mundet.
In
einer großen Jurte wird ein Feuer gemacht. Alles
kommt aus der Natur: Geschickt schlägt
unser Archäo-Guide Jurahornsteine (einheimische
Feuersteine) aufeinander. Kleine Funken entzünden
den Zunderpilz und dann das Heu; Foto T.G.,
Juni 2017
Alles Essbare, auch den Mageninhalt des Mammuts, werden
sie verwerten. Nichts geht verloren.
Das Wort Müll ist noch nicht erfunden. Das Fell, das
sie mühsam mit ihren Steinmessern abschaben, wird sie
wärmen. Aus den Stoßzähnen stellen sie wertvolle Dinge
her. Einer schnitzt schöne Figuren, er wird ein kleines
Mammut aus dem Elfenbein gestalten. Ein Jäger wurde
verletzt, sein gebrochenes Bein schienen sie. Er liegt
in der Jurte. Zum Zeitvertreib flötet ihm ein junges
Mädchen auf einer Gänsegeierflöte vor.
Mitte: Lino und Jana mit
einem Original-Mammut-Backenzahn, außen als
Steinzeitjäger. Vermutlich gingen damals Männer und
Frauen gemeinsam auf die Jagd. Fotos T.G., Juni 2017
Fiktion? So oder so ähnlich könnte sich das Leben auf
der schwäbischen Alb vor 32.000 Jahren abgespielt
haben. Auf unserem Besuch des Archäoparks
Vogelherdhöhle tauchten wir ein in die Welt der
Steinzeit. Gesichert: es gab viele Tiere, die heute
ausgestorben sind. Das erwähnte Mammut, die Gänsegeier,
Wolf, Höhlenbär. Das Klima war trocken, aber deutlich
kühler als heute. 10 Grad kälter im Schnitt. Bäume
konnten nicht gedeihen. Niedriges Buschwerk ermöglichte
einen weiten Blick in die Landschaft. Und: die ältesten
bekannten figürlichen Darstellungen der Menschheit auf
der ganzen Welt wurden hier gefunden. Schwaben- die
Wiege der Kultur.
Das weltberühmte kleine Elfenbeinmammut (das
Original) bewundern heute die Besucher des Parks. Eine
Anerkennung als Unesco-Weltkulturerbe soll der
Bedeutung der Funde demnächst Rechnung tragen.
In der Vogelherdhöhle: Dieses Wildpferd ist eines
der ältesten Figurkunstwerte der Menschheit,
Foto T.G., Juni 2017
Unseren Besuch im Archäopark beendeten wir zünftig mit
einem Mammutmenü: Fleisch, mangels Mammut vom Pferd,
selbst gegrillt am offenen Feuer. Einem Mitfahrer
„etwas zu animalisch“. Ich fand´s lecker. Und die
Landschaft traumhaft. So schlecht ging es den
Steinzeitmenschen vermutlich gar nicht. 3 bis 4 Stunden
Arbeit am Tag, laut Führerin. Ansonsten Freizeit. Und
Müll gab es keinen. Vielleicht können wir irgendwann
von unseren Steinzeitvorfahren lernen.
Hildegard Gölzer, Schriftführerin
